Stellenmarkt-Monitor Schweiz: Forschungsgrundlagen
1. Zielsetzungen
Deskriptive Analysen:
Beschreibung des qualitativen und quantitativen, lang- und kurzfristigen
Wandels des Stellenangebotes seit 1950: Welche Qualifikationen werden
von welchen Betrieben zu welchen Zeitpunkten wie häufig gesucht?
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Explikative Analysen:
Prüfung des Einflusses struktureller, ökonomischer, technologischer,
organisatorischer und institutioneller Faktoren auf diesen Wandel
sowie die Unterscheidung von langfristigen strukturellen Verschiebungen
und konjunkturellen Schwankungen.
Monitoring:
Entwicklung eines Instrumentariums zur Dauerbeobachtung der betrieblichen
Qualifikationsnachfrage auf dem Stellenmarkt, Definition diesbezüglich
relevanter Indikatoren und regelmässige Publikation einer Reihe
aussagekräftiger Indices.
2. Zentrale Konzepte
Stellenausschreibungen sind ein sensibler Indikator für die
Qualifikationsnachfrage:
Betriebe setzen vermehrt dann das Inserat oder andere Arten der
öffentlichen Auschreibung als Rekrutierungsinstrument ein,
wenn sie Mühe haben, genügend Personal ausreichenden Qualifikationen
zu finden. Im Aggregat gibt die Zahl der erscheinenden Stellenangebote
einen Indikator für ein Ungleichgewicht - oder genauer: einen Nachfrageüberhang
- auf dem Arbeitsmarkt ab. Dies gilt sowohl für den gesamten Arbeitsmarkt
wie auch für spezifische Teilarbeitsmärkte.
Individuelle Qualifikationen sind mehrdimensional:
Zu den arbeitsmarktrelevanten Qualifikationen gehören: formale Bildungsabschlüsse,
Berufsqualifikation und -spezialisierungen, Arbeitserfahrung, weitere
Kenntnisse und Fähigkeiten sowie relevante persönliche ("Schlüssel-")
Kompetenzen und Charaktereigenschaften ("Soft Skills"), aber auch
zugeschriebene Merkmale wie Alter, Geschlecht und Nationalität.
Langfristiger Kontext:
Dank der differenzierten Erfassung der langfristigen Entwicklung
des Stellenmarktes im Zeitverlauf sollen aktuelle Veränderungen
historisch eingeordnet und vor diesem Hintergrund besser verstanden
werden. Voraussetzung dafür ist sowohl die Beschreibung langfristiger
Trends des strukturellen Wandels als auch deren Abgrenzung von rein
konjunkturellen Schwankungen.
3. Daten und Methode
Die Datenerhebung zielt auf eine repräsentative Erfassung des Stellenangebots.
Es geht dabei darum, Anzahl und Qualität der ausgeschriebenen Stellen
und die Merkmale der gesuchten Arbeitskräfte zu erheben. Als traditioneller
"Königsweg der Personalrekrutierung" bietet sich dafür einerseits
das Stelleninserat in der Presse an. (> vgl. dazu die Inseratebeispiele
aus den Jahren 1900 - 2005). In den Inseraten bildet sich nicht
nur der Umfang der jeweils aktuellen Stellenangebots ab; vielmehr
ermöglichen die detaillierten Angaben - unter anderem zu den qualifikatorischen
Anforderungen der zu besetzenden Stellen - auch differenzierte Aussagen
über qualitative Veränderungen im betrieblichen Personalbedarf.
Auf der einen Seite erlaubt das Presseinserat als gut zugängliche
und über einen grossen Zeitraum auch retrospektiv verfügbare Datenquelle
die Rekonstruktion der langfristigen Wandlungsprozesse. Unsere Presserhebung
umfasst im Moment eine repräsentative Stichprobe aller in öffentlichen
Printmedien der Deutschschweiz erschienen Stelleninserate seit 1950.
Die darin enthaltenen Angaben werden im Volltext erfasst und anhand
standardisierter Verfahren für statistische Analysen aufbereitet.
Andererseits werden angesichts der in den letzten Jahren stark gestiegenen
Bedeutung des Internets als Medium der Personalrekrutierung seit
2001 auch jährlich die Stellenangebote auf den Internetseiten von
Schweizer Firmen erfasst und analog zu den Presseinseraten verarbeitet.
Diese Erhebung erfasst alle Internetseiten eines repräsentativen
Firmenpanels von rund 1000 Unternehmen. Um die Bedeutung von Firmenhomepages
und spezialisierten Stellenbörsen für die Personalrekrutierung laufend
abzuschätzen, wird das Firmenpanel zudem laufend aktualisiert und
einmal jährlich befragt.
Detaillierte Angaben zu den Erhebungen und den verwendeten Datenquellen
finden sich hier.
4. Weiterentwicklung
Um die Erhebung mittelfristig auch presseseitig auf den gesamten
Stellenmarkt der Schweiz auszudehnen und die Aktualität und Zuverlässigkeit
der Daten zu erhöhen, soll der Stellenmarkt-Monitor nach und nach
weiter ausgebaut werden:
- Einbezug des Presse-Stellenmarktes der französisch- und italienischsprachigen
Schweiz
- Ausdehnung der Internet-Erhebung auf die grössten überregionalen
Internet-Stellenbörsen
- Schrittweiser Übergang zur quartalsweisen Erhebung wichtiger
Stellenmarktindikatoren
Der genaue Zeitpunkt der Umsetzung dieser geplanten Erweiterungen
hängt davon ab, ob und wann die Finanzierung der entsprechenden
Arbeiten gesichert werden kann.
5. Organisation
Das Forschungsprojekt zum langfristigen Wandel der Qualifikationsnachfrage
wurde 1997 - 2002 vom Schweizerischen Nationalfonds im Rahmen des
Schwerpunktprogramms
"Zukunft Schweiz" unterstützt und steht unter der Leitung von
Prof. Dr. Marlis Buchmann und Dr. Stefan Sacchi (Soziologisches
Institut der Universität Zürich).
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