Forschungsgrundlagen Datenerhebung Illustration: Stelleninserate seit 1900 Ergebnisse und Berichte Kooperationen |
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Die Darstellung zeigt, dass sich die Zahl der ausgeschriebenen Stellen weitgehend spiegelbildlich zur Arbeitslosigkeit entwickelt, welche ja ihrerseits auf ein Überangebot auf dem Arbeitsmarkt verweist. Der stellenbasierte Indikator bildet dabei das konjunkturbedingte Auf und Ab im Arbeitsmarkt um einiges präziser ab als die Arbeitslosenzahlen. Diese sind bekanntlich wegen des veränderten Meldeverhaltens wie auch wegen der Rolle der ausländischen Erwerbsbevölkerung als Konjunkturpuffer erheblich verzerrt. Für unsere Analysen verwenden wir die Gesamtzahl ausgeschriebener Stellen als Konjunkturindikator. 2. Wandel der Nachfrager: die Branchenstruktur 1950 - 2000Eine zentrale Grösse für die Bestimmung der Nachfragestruktur auf dem Stellenmarkt ist die Zusammensetzung der inserierenden Betriebe nach Branchen. Die Branchenverteilung der inserierenden Betriebe entwickelt sich weitgehend im Einklang mit dem Wandel der schweizerischen Branchenstruktur seit den fünfziger Jahren. Deutlich rückläufig war der Anteil der Stellen in der Land- und Hauswirtschaft während gleichzeitig die sekundären Dienstleistungen stark expandiert haben. Insbesondere kommt ein wachsender Teil der Stellenangebote aus den Bereichen Finanzdienstleistung, Beratung, Planung, Bildung, Gesundheit und öffentliche Verwaltung. Beschleunigt wird diese Entwicklung in jüngerer Zeit, wo auch die Industrie als Arbeitskräftenachfrager deutlich an Bedeutung verliert. Diese langfristige strukturelle Verschiebung fasst der standardisierter Dissimilaritätsindex in Abbildung 2 zusammen. Der Index zeigt in kondensierter Form, wie stark sich die Branchenverteilung der inserierenden Betriebe gegenüber 1950 insgesamt verschoben hat. Abbildung 2: Wandel der Branchenstruktur und KonjunkturverlaufKonjunktur: Stellenzahl, standardisiert Die Kurve illustriert dabei das Zusammenspiel zwischen Konjunkturschwankung und Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt. Wie der jeweils rückläufige Dissimilaritätsindex zeigt, ist der Strukturwandel in den beiden Krisen Mitte der siebziger sowie Anfang der achtziger Jahre deutlich gebremst worden. Gerade die moderneren Branchen haben in der Krise kaum noch aktiv Personal gesucht. Im jüngsten, 1990 einsetzenden Konjunktureinbruch ist dies nun nicht länger der Fall. Vielmehr setzt sich der Wandel der Branchenstruktur ungebremst fort. Dies verweist auf einen veränderten Charakter der jüngsten Krise. Der gesamthafte Rückgang der Arbeitsmarktnachfrage scheint diesmal gerade die modernen Branchen weniger zu betreffen, als die traditionellen. Auf der Ebene der einzelnen Branchen zeigt es sich, dass in den Krisen der 70er und 80er Jahre insbesondere das Stellenangebot im Gastgewerbe und auch in privaten Haushalten anteilmässig am meisten Boden zurückgewinnen konnte, während die relativ expandierenden Branchen in den 90er Jahren in erster Linie Beratung, Planung, EDV und die Finanzdienstleister sind. 3: Wandel der Qualität der Nachfrage: AusbildungsanforderungenVor dem Hintergrund des Strukturwandels soll nun die Veränderung der Nachfrage auf dem Arbeits-markt in qualitativer Hinsicht untersucht werden. Als Massstab für das formale Ausbildungsniveau ha-ben wir die durchschnittliche Ausbildungsdauer bestimmt, die mit den Bildungsanforderungen der ausge-schriebenen Stellen einhergeht. Diese Ausbildungsdauer zeigt langfristig einen überaus deutlichen An-stieg, wie aus Abbildung 3 ersichtlich ist. Bei Konjunktureinbrüchen stagniert die Entwicklung, während mit einem Konjunkturaufschwung jeweils auch eine deutliche Zunahme der Anforderungen einher geht. Diese auf den ersten Blick erstaunliche Entwicklung (sinkende Ansprüche bei grossem Angebot an po-tentiellen Stellenbewerbern) erklärt sich selbstverständlich aus der sich mit der Konjunktur ändernden Struktur der Nachfrage. So verläuft denn die Entwicklung der verlangten Ausbildungsdauer weitgehend parallel zu derjenigen der Branchenstruktur. Auch hier zeigt sich der veränderte Charakter der Krise in den 90er Jahren, wo die Ausbildungsanforderungen nochmals beschleunigt ansteigen. Seit den 90er Jah-ren kann nicht mehr erwartet werden, dass ein vergrössertes Angebot an Arbeitskräften und eine zurück-haltende Konsumstimmung - was beides mit einem Konjunktureinbruch einhergeht - den Strukturwandel aufschiebt. Dies im Gegensatz zu den vorangegangenen Krisen. Abbildung 3: Wandel der Ausbildungsanforderungen und KonjunkturverlaufKonjunktur: Stellenzahl, standardisiert In einem Regressionsmodell zeigt sich der Zusammenhang zwischen der Ausbildungsdauer und der Branchenstruktur sehr deutlich (Tabelle 1). Zugleich zeigt die Tabelle die gesamthafte "Rangfolge" der einzelnen Branchen in Bezug auf die Ausbildungsanforderungen. Im Gastgewerbe und in privaten Haus-halten werden durchschnittlich die geringsten Anforderungen an eine formale Ausbildung gestellt, d.h. die Mehrzahl der Stellen sind für Arbeitnehmer ohne einschlägige Ausbildung zugänglich. Am höchsten sind die Ansprüche im Bereich Beratung und Planung und in der Maschinenindustrie. In der Maschinen-industrie ist dies nicht etwa eine Folge davon, dass hier ausserordentlich oft höchstqualifizierte Leute gesucht werden, sondern dass über die gesamte Erhebungsperiode kaum je unqualifizierte Stellen ange-boten werden. Die Berufslehre gehört hier grundsätzlich zur Minimalanforderung. Dies ganz im Gegen-satz etwa zur Textilindustrie, die wir später noch genauer ansehen werden. Der statistische Zusammenhang mit der Konjunktur kehrt sich erwartungsgemäss gegenüber der grafi-schen Darstellung um und wird bei Kontrolle der Branchenstruktur negativ. Darüber hinaus zeigt sich aber immer noch ein deutlicher linearer Trend. Dies weist darauf hin, dass die steigenden Ausbildungs-anforderungen nicht nur auf den Wandel der branchenmässigen Zusammensetzung der Arbeitskräfte-nachfrager zurückgeht, sondern dass sich zusätzlich innerhalb der einzelnen Branchen insgesamt die Gewicht hin zu qualifizierteren Stellen verschoben haben. Tabelle 1: Einflussgrössen für die durchschnittliche Ausbildungsdauer
Im Zeitverlauf steigende Ausbildungsanforderungen resultieren dann, wenn:
4. Stellenangebot und Ausbildungsanforderungen in der TextilindustrieAnfangs des 20. Jahrhunderts war die Textilindustrie der wichtigste Produktionsbereich in der Schweiz überhaupt. Der zweite Weltkrieg führte hier zu einem gewaltigen Einbruch, doch auch noch in den 50er Jahren war sie - zumindest in einigen Ostschweizer Kantonen - eine sehr bedeutende Arbeitgeberin. Seither hat die Textilindustrie dramatisch an Bedeutung verloren und sucht in den 90er Jahren kaum mehr Arbeitskräfte im Inland. Abbildung 4 zeigt die Entwicklung in der Arbeitskräftenachfrage der Textilindustrie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Während dieser Industriezweig früher vor allem wenig qualifiziertes Personal beschäftigte, steigt seit Mitte der 80er Jahre das durchschnittliche Ausbildungsniveau für die wenigen verbleibenden Stellen ausgesprochen stark an. Die Kombination von technologischer Erneuerung und Auslagerung von Produktionsstätten ins Ausland äussert sich hier darin, dass in der Schweiz nur noch wenige Leute gesucht werden, wenn, dann aber fast ausschliesslich qualifizierte Arbeitskräfte. Abbildung 4: Stellenangebot und Ausbildungsanforderungen in der Textilindustrie
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